Das Max-Lingner-Haus

ist Teil der 1950/51 erbauten und später nach dem 1953 verstorbenen Dichter und Präsidenten des «Nationalkomitees Freies Deutschland» Erich Weinert benannten Siedlung in Berlin-Niederschönhausen. Wie in den anderen Intelligenzsiedlungen auch, sollten hier vorwiegend aus dem Exil heimgekehrten Kulturschaffenden, Wissenschaftlern und Publizisten nach damaligen Vorstellungen großzügige Wohn- und Arbeitsmöglichkeiten geschaffen werden. Dazu entwarf der Architekt Hanns Hopp vier Haustypen. Das Haus für Max Lingner beruht auf dem Typ I und wurde um ein Atelier mit drei nach Nordosten weisenden Fenstern erweitert. Das teilweise unterkellerte Wohnhaus wurde auf einem angeschütteten Terrain errichtet. Es beherbergt im Erdgeschoss einen Wohnraum mit Zugang zur Terrasse, von dem aus durch eine Schiebetür das etwa 32 qm große Esszimmer zugänglich ist, außerdem Garderobe, Küche, Gästetoilette und ein Durchgangszimmer zum Atelier. Im Obergeschoss befinden sich ein größeres und drei kleinere Zimmer sowie ein Bad. Die Dachschrägen wurden teilweise für Einbauschränke und dahinterliegende Kofferkammern genutzt.

Entwürfe von Max Lingner für sein Haus
Im Nachlass von Max Lingner haben sich auch eigene Entwürfe für ein neu zu bauendes Wohn- und Atelierhaus erhalten. Zum Teil erinnern sie an das Atelier, das Max Lingner in Paris besaß. So hätte der Arbeitsraum mit den schrägen Oberlichtfenstern seinen Vorstellungen nach Teil des einstöckigen Wohnhauses werden sollen.
Spätere Entwürfe zeigen in Varianten einen zweigeschossigen Bau, der zunächst nur für eine Person gedacht war, später aber zwei Schlafzimmer enthielt – offenbar eine Reaktion auf die Verbindung mit Erika Lingner.
Die baldige Orientierung auf Typenbauten für die Siedlung ließ solche Einzelwünsche jedoch nicht zu. Die Wohnhäuser der Siedlung unterscheiden sich zunächst durch den jeweiligen Haustyp. Soweit erforderlich, erhielten die Wohnbauten je individuelle Ergänzungsbauten mit den berufsspezifischen Arbeitsräumen. So etwa bei den Häusern des Grafikers Herbert Sandberg (Homeyerstraße 37), des Bildhauers Will Lammert (Siedlung Niederschönhausen, Waldstraße 82) oder eben des Malers Max Lingner.

Der Garten
wurde vom Gartenarchitekten Reinhold Lingner (keine Verwandtschaft mit Max Lingner) gestaltet, der auch für die Standortwahl der Siedlung am Rand der Schönholzer Heide verantwortlich zeichnete. Der von der Rückwand des Hauses, des Ateliers und der Garage gebildete etwa 86 qm große Patio wurde von R. Lingner in die Gestaltung einbezogen. Die Bepflanzung, der Baumbestand, die Umfassung des Patio mit Schilfmatten und der die Höhenunterschiede der Anschüttung einbeziehende Weg um die Gebäude sollten zwischen mediterraner Atmosphäre und märkischer Landschaft vermitteln, eine der wenigen Ideen, die aus dem eigenen Hausentwurf Max Lingners, der ja mehr als zwanzig Jahre in Frankreich gelebt hatte, übernommen worden war. Weder die von Liv Falkenberg für den Patio entworfenen Möbel (Tisch, Stühle, Beistelltisch, Bank) noch die von Hedwig Bollhagen für die Bepflanzung hergestellten Keramikgefäße sind erhalten. Da es sich um Typenentwürfe handelte, die gleichermaßen bei der Gestaltung des Schlosses Niederschönhausen als des Amtssitzes des Präsidenten der DDR Wilhelm Pieck Anwendung fanden, konnten sie im Zuge der Sanierung des Hauses ersetzt bzw. nachgebaut werden.

Die Möblierung 
Für die aus der Emigration oder der Haft zurückkommenden Antifaschisten galt es nicht nur, Wohnraum zu schaffen, die Häuser mussten auch möbliert werden. In den drei Intelligenzsiedlungen finden sich eine große Anzahl von Möbeln der Deutschen Werkstätten Hellerau. Dazu gehören die Möbel von Bruno Paul aus dem Programm der «wachsenden Wohnung» von 1935 (Modell 558), die auch nach dem Zweiten Weltkrieg bis 1958 weiter hergestellt wurden sowie Möbel der niederländisch-deutschen Designerin Liv Falkenberg. Sie entwarf den betont sachlich-eleganten Schreibtisch und die Sitzgruppe im Terrassenzimmer.