Vortrag und Buchvorstellung mit Michael Töteberg (Hamburg)
aus Anlass des 75. Todestages des Schriftstellers am 5. Februar 2022
Moderation: Dr. Thomas Flierl
Die Studentin Christa Wolf tippt in ihrer Leipziger Wohnung einen Brief. Sie interessiert sich für die autobiographischen Züge in Falladas Werk – und bekommt von dem Dichter und Funktionär Johannes R. Becher, der sich zuletzt aufopfernd um den alkohol- und morphiumsüchtigen Autor gekümmert hat, nur eine ausweichende Antwort. An welche Tabus hatte ihre Frage gerührt?
Mit seinem Roman gibt Michael Töteberg eine literarische Antwort auf den Brief der jungen Wolf und erzählt von Falladas Stunde null zwischen zwei Frauen, von alten Dämonen und neuen Horizonten und von der unvergleichlichen Kraft der Literatur. Eine herzzerreißende Geschichte von universeller Gültigkeit über die menschlichen Abgründe – und eine Liebe, die dagegen ankämpft.
Das Video der Veranstaltung kann hier kostenlos angesehen werden: https://youtu.be/mTJq9u3CSxE
Vortrag und Buchvorstellung mit Bettina Asmus
Moderation: Thomas Flierl
In Pankow und Grünau entstanden ab April 1949 auf Anregung der Sowjetischen Militäradministration drei Siedlungen mit insgesamt 93 Häusern, in denen hervorragende Persönlichkeiten der sogenannten «Intelligenz» in der SBZ/DDR untergebracht wurden.
Durch umfangreiche Recherchen in Archiven sowie Befragung von Zeitzeugen ist ein sehr genaues Bild von der Planung der Siedlungen, dem Entwurf der Haustypen, den Schwierigkeiten beim Bau und der Auswahl der Erstbewohner entstanden. Vor allem Wissenschaftler, Techniker, Lehrer, Schriftsteller und Künstler wurden dort angesiedelt. Ihr soziales und politisches Leben in der Zeit zwischen 1949 und dem Mauerbau 1961 wird ebenso beleuchtet, wie auch ein kurzer Ausblick bis zum Zeitpunkt der Wende und darüber hinaus.
Das Video der Veranstaltung kann hier kostenlos angesehen werden: https://youtu.be/iiKEQHgg5M8
Vortrag und Buchvorstellung mit Günter Höhne
Moderation: Thomas Flierl
Seit etlichen Jahren feiert das DDR-Design ein Comeback. Seine Zweckbestimmung, Präzision, das Bewusstsein für das Material und die ästhetische Komponente werden ebenso gewürdigt wie das ethische Prinzip der Langlebigkeit. Martin Kelm prägte als Leiter des «Amtes für industrielle Formgestaltung» sowie als Lehrer an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein die Entwicklung des DDR-Designs. In einem von Kelm autorisierten Gespräch mit Günter Höhne, dem international bekannten Design-Experten und -Sammler, erfährt man die weitgehend unbekannte Biografie Kelms und die Umstände, unter denen er sich zum »Chefdesigner der DDR« entwickelte.
Das Video der Veranstaltung kann hier kostenlos angesehen werden: https://youtu.be/b5pBhmlBSGg
In Kooperation mit Helle Panke/Rosa-Luxemburg-Stiftung Berlin
Vortrag von Prof. Dr. Roman Hillmann
Moderation: Thomas Flierl
Im Mai letzten Jahres erschien in Leipzig der von der Wüstenrot Stiftung herausgegebene Band «Moderne Architektur der DDR. Gestaltung. Konstruktion. Denkmalpflege», dessen Erstellung Hillmann leitete – 15 Autoren befassen sich mit der Abrisswut nach 1989, aber auch mit vorbildlichen Beispielen der Denkmalpflege. Hillmanns nun eingereichte Habilitation argumentiert vor allem architekturhistorisch und soll 2022 erscheinen. Sie wagt den Bogen von der Baupolitik der DDR über die Arbeitsweise der Meister- und Projektierungsarchitekten, konstruktive und bautechnische Fragen bis hin zur Ästhetik des Typenbaus im Städtebau. Hillmann stellt beide Bücher als Strang der minutiösen und von Achtung geleiteten Erforschung der Architektur der DDR vor.
Das Video der Veranstaltung kann hier kostenlos angesehen werden: https://youtu.be/MeJ4KAMV4tU
Vortrag von Dr. Thorsten Dame (Landesdenkmalamt)
Moderation: Christian Hufen
Am 30. August 2021 wurde das 1987–1992 an der Wilhelmstraße errichtete Wohnquartier in die Berliner Denkmalliste eingetragen. Das als «Investitionskomplex Otto-Grotewohl-Straße» konzipierte Quartier zeigt an einem hervorragenden Beispiel und an einem bedeutenden Ort die Variabilität und Spielräume der durch Sonderbauteile erweiterten WBS-70-Systembauweise. Unter der Leitung von Helmut Stingl entstand unmittelbar an der Grenze von Ost- und West-Berlin ein neuartiger Bautyp, der mit Geschäften, Dienstleistungseinrichtungen, Arbeitsstätten, Schule und Kindergarten dem Leitbild einer funktional durchmischten Stadt entsprach.
Das Video der Veranstaltung kann hier kostenlos angesehen werden: https://youtu.be/WNLCfAaD3as
In Kooperation mit dem Landesdenkmalamt Berlin
Vortrag von Philipp Sturm (Frankfurt am Main)
Moderation: Thomas Flierl
In der Hoffnung auf Frankfurt am Main als neuer deutscher Hauptstadt wurde 1947/48 die kriegszerstörte Paulskirche als potenzieller Parlamentssitz wiederaufgebaut. Die Architektengruppe unter Kirchenbaumeister Rudolf Schwarz schuf einen bewusst nüchternen Raum, der für den demokratischen Neubeginn stehen sollte.
Zurzeit werden, wie bereits in den 1980er Jahren, Stimmen laut, die im Zuge anstehender Sanierungsmaßnahmen die Rekonstruktion eines Vorkriegszustandes wünschen. Dabei steht die Frage im Raum, ist die Paulskirche ein Denkmal der Nationalversammlung von 1848/49 oder des Wiederaufbaus der Demokratie in der jungen Bundesrepublik nach 1945? Oder muss sie nicht an beides erinnern?
Das Video der Veranstaltung kann hier kostenlos angesehen werden: https://youtu.be/JHkJiu3KlIg
Vortrag von Kati Renner
Moderation: Thomas Flierl
Der Maler, Grafiker und Bildhauer Otto Hettner (1875-1931) erhielt 1919 an der Dresdner Kunstakademie eine Professur für Malerei. Zu seinen rund 50 Schüler*innen zählten u.a. Hans Grundig, Hans Jüchser, Fritz Tröger und Hilde Goldschmidt. Mit der Berufung erhoffte sich die Akademieleitung neue Impulse und einen Anschluss an aktuelle, internationale Tendenzen. Hettner hatte zuvor zahlreiche Jahre in Paris und Florenz verbracht und mit farbkräftigen Werken nicht nur in Dresden Aufsehen erregt. Der Vortrag untersucht sowohl Hettners Wirken an der Akademie, als auch seine Rezeption anhand ausgewählter Werkbeispiele.
Das Video der Veranstaltung kann hier kostenlos angesehen werden: https://youtu.be/jNpqqmIKqv4
Vortrag von Nikolaus Bernau
Moderation: Christian Hufen
Die DDR war ein Museumsland, aber keines der Museumsneubauten. Während in der alten Bundesrepublik mehr als 100 neue Gebäude für Museen und Ausstellungen entstanden, waren es in der SBZ/DDR kaum eine Handvoll, und nur zwei dieser Projekte können beanspruchen, internationalen Standards zu genügen: Die Kunsthalle in Rostock und das Schiller-Museum in Weimar. In aller Regel nutzte sie vorhandene Museumsbauten, einstige Schlösser, Gutshäuser, Kirchen, Klöster oder auch Privathäuser. In ihnen entfaltete sich das eigentliche Potential einer als „sozialistisch“ bezeichneten, vor allem in den Kunst-, Natur- und Technikhistorischen Museen aber oft nur sehr bedingt sozialistisch grundierten Museumskultur in der DDR. Ein Bericht aus der laufenden Forschung.
Das Video der Veranstaltung kann hier kostenlos angesehen werden: https://youtu.be/mNf9JhW0z4o
Vortrag von Ulrich Hartung
Moderation: Thomas Flierl
Die «Boomtown» Ludwigsfelde bei Berlin wächst weiter. Zugleich wird sich die frühere «Stadt der Automobilbauer» ihrer Geschichte und deren baulicher Zeugen immer mehr bewusst. Die Frage nach dem Entwicklungszusammenhang von mobilen Industrieprodukten und immobilen Bauerzeugnissen im Zeitalter der Montagetechnik steht auch vor der Architekturforschung. Wenn sie sich von der Zuordnung zu Allgemeinbegriffen als wissenschaftlichem Endzweck löst, dann wird sie die ortskonkreten Baugestalten als besondere Ausformungen der zeithistorischen Entwicklung begreifen, wird in den Intentionen der Politiker, Planer und Architekten das Entwicklungsmoment auffinden, das zur Stadt-Individualität von Ludwigsfelde führte.
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Konzept, Moderation: Christian Saehrendt
Programm:
Christian Saehrendt (Kassel): «documenta und Kunstausstellung der DDR: Großausstellungen mit politischem Bildungsauftrag im Systemwettstreit des Kalten Krieges»
Kathleen Rosenthal (Dresden): «Kulturelle Einheit: Zur gesamtdeutschen Ausrichtung der ersten drei deutschen Kunstausstellungen in Dresden»
Bernd Lindner (Leipzig): «Anders und doch gleich? Unterschiede und Parallelen im Publikum der DDR-Kunstausstellungen in Dresden und der Kasseler documenta»
Alexia Pooth (Berlin): «Die documenta und ihre ‹ostzonale› Besucherschaft»
Elke Neumann (Berlin): «Die Biennale der Ostseeländer – eine internationale Ausstellung in der DDR»
Das Video der Veranstaltung kann kostenlos hier angesehen werden: https://www.youtube.com/watch?v=buST9_f6V-M