Vor genau 100 Jahren besuchte der Berliner Dadaist George Grosz (1893–1959) den ersten sozialistischen Staat. In seiner Autobiografie legte er 20 Jahre später einen ebenso amüsanten wie lückenhaften Reisebericht vor. Verfasst für US-amerikanische Leser und erstmals 1953 in West-Berlin publiziert, verschwieg Grosz darin seine Mitgliedschaft in der KPD wie seine prominente Rolle in der Kommunistischen Internationale. Neuentdeckte Dokumente aus russischen Archiven erlauben eine Rekonstruktion dieser Russlandreise. Der Vortrag präsentiert die wichtigsten Ergebnisse der Recherche und erklärt, warum der KPD-Austritt des Künstlers aufgrund seiner Reiseerlebnisse eine Fiktion des Kalten Krieges ist, die im wiedervereinigten Deutschland gern weitererzählt wurde.
Das Video der Veranstaltung kann hier kostenlos angesehen werden: https://www.youtube.com/watch?v=PRm-engU7wg
Bis heute wird die Topografie der Weltausstellung 1937 vor allem über die gebaute Konfrontation des sowjetischen und des nazideutschen Pavillons, der Architekturen von Boris Iofan und Albert Speer, gedeutet. Dabei wird übersehen, dass das Raumprogramm des Ausstellungsgeländes eine bedeutungsvolle Längsachse hatte: Dem alles überragenden Eiffelturm stand auf dem erhobenen Plateau der Place du Trocadéro der «Pavillon de la Paix» mit der Friedenssäule gegenüber. Bereits vor Antritt der Volksfront-Regierung unter Léon Blum 1936 war diese Komposition gefunden worden, doch nahm dieser wesentlichen Einfluss darauf, dass die internationale Friedensbewegung die Ausgestaltung des Pavillons übernahm. Der Vortrag erläutert die Baugeschichte und zeigt die Innendekoration des Pavillons, u.a. mit einem Wandbild von Max Lingner.
Das Video der Veranstaltung kann hier kostenlos angesehen werden: https://www.youtube.com/watch?v=FLsv0xMHiyA
In Kooperation mit Helle Panke/Rosa-Luxemburg-Stiftung Berlin
Clauss Dietel ist wie kaum ein Zweiter dem Motiv der Moderne, der Einheit von Kunst und Technik, gefolgt. Sein Ingenieurstudium in Zwickau setzte er mit der Ausbildung zum Industrie-Formgestalter in Berlin-Weißensee fort. Den Weg in die Industrie schlug er als freiberuflicher Gestalter über die Schaltzentralen der Planwirtschaft bis hinein in die Volkseigenen Betriebe fort. Zusammen mit Lutz Rudolph hat er dort einen Großteil ostmoderner Fahrzeuge und Geräte gestaltet. Die Vortragenden werden aus ihren Recherchen im Archiv Dietels berichten: wie der Gestalter im Diskurs mit Konstrukteuren bei Heliradio, Sachsenring, Simson und Robotron zu Formen fand, die Poesie und Funktion in Einklang brachten. Die «offen für das Kommende» sein sollten.
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In Kooperation mit Helle Panke/Rosa-Luxemburg-Stiftung Berlin
Es ist wieder Krieg in Europa. Und längst geht es nicht mehr um die Frage, ob wir involviert sind, sondern um das Wie. Mit dem russischen Überfall auf die Ukraine ist die westliche Friedensarchitektur zusammengebrochen. Aber gab es sie denn jemals? Politiker Deutschlands, der USA, der NATO und die Leitmedien erklären unisono, in der Ukraine werde unsere Freiheit verteidigt, deshalb müsse sie siegreich aus dem aufgezwungenen Krieg hervorgehen. Aber geht das überhaupt? Erfüllt unsere Antwort mit Wirtschaftskrieg und Waffenlieferungen den beabsichtigten Zweck? Sind Verhandlungen geeigneter, den Krieg zu beenden?
Börne-Preisträgerin Daniela Dahn präsentiert neue Texte zum Krieg in der Ukraine und solche aus der unmittelbaren Zeit davor: über seine Vorgeschichte, den Maidan, die russischen und die westlichen Positionen. Sie zeigt, dass der Westen Teil des Problems ist.
Das Video der Veranstaltung kann hier kostenlos angesehen werden: https://www.youtube.com/watch?v=d7inBrxf6HE